Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich keine Angst vor dem Tag der Geburt hatte.
Meine Mutter hatte mir früher immer erzählt, dass die Schwangerschaft am Ende so unerträglich wird, dass man sich wirklich auf den Moment freut, an dem alles vorbei ist.
Sie hatte Recht.
Bei mir begann die Geburt leider nicht von allein, ich hatte also eine Deadline. Ich wusste genau, wann die Einleitung stattfinden würde und fühlte mich ein bisschen wie auf dem Gang zum Galgen aber trotzdem war ich froh, dass die Schwangerschaft bald vorbei sein würde.
In den letzten zehn Wochen vor der Geburt verbrachte ich… sagen wir, eine ungesunde Dauer auf Instagram. Offenbar haben Mama-Influencer gerade Hochkonjunktur. Ich folgte Frauen, die ungefähr zeitgleich mit mir entbinden sollten, und las ihre Geburtsberichte.
Das bringt mich zu meinem ersten Punkt:
1. Die Geburt ist unvorhersehbar
Du kannst noch so viele Geburtsberichte lesen, noch so viele Influencerinnen abonnieren: deine Geburt wird anders sein. Du wirst Dinge fühlen, die du noch nie gefühlt hast, und Dinge, die vorher unfassbar wichtig erschienen, sind plötzlich egal.
Vertraue deinem Team: Ärzte und Hebammen wollen vor allem eins: dass du und dein Kind gesund durch die Geburt kommen. Interventionen sind keine Niederlage, sie sind Optionen, die dir helfen können.
2. Heilung = Wochenbett ≠ Ausnahmezustand
Das Wochenbett besteht aus den sechs bis acht Wochen nach der Geburt, in denen sich dein Körper erholt, die Gebärmutter zurückbildet, der Milcheinschuss kommt und Hormone Achterbahn fahren. Schon während der Schwangerschaft wurde ich gewarnt: Babyblues, Schlafmangel, Schreikind, Stillprobleme… wahrscheinlich kennst du die Liste.
Und dann? Passierte… einfach nichts. Ich war emotional stabil, mein Baby war entspannt, Stillen funktionierte, und mein Partner war rund um die Uhr für uns da. Wir haben das Wochenbett genossen, uns kennengelernt – und ich begriff, dass Heilung Zeit braucht, keine Panik.
3. Stillen ist ziemlich aua
Auch wenn es bei mir problemlos lief, war ich überrascht, wie schmerzhaft das Andocken sein kann.
Die Brustwarzen waren anfangs wund. Cremes, Silberhütchen, Kompressen? Half alles nur minimal. Ehrlich gesagt habe ich kaum einen Unterschied gespürt.
Letztlich hat die Zeit geholfen: Nach ein paar Wochen hat sich alles eingespielt, und heute sind die Nippel nur noch beim Andocken kurz beleidigt.
4. Die Partnerschaft verändert sich – positiv
Mein Partner war während der Geburt und im Wochenbett ein Fels in der Brandung. Trotz Angst vor Blut saß er beim Kaiserschnitt neben mir, half im frühen Wochenbett beim Duschen, brachte Essen und hielt mich fest, wenn ich kuscheln wollte.
Die Geburt hat uns zusammengeschweißt: Ich weiß jetzt, er wird immer da sein, egal wie verrückt das Leben mit einem Neugeborenen wird.
Die Partnerschaft verändert, aber auf eine schöne Weise.
5. Hilfe annehmen ist Stärke, kein Makel
Haushalt, Essen, vielleicht andere Kinder – Unterstützung macht einen riesigen Unterschied. Hilfe anzunehmen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern klug und realistisch.
Jemanden um eine Mahlzeit zu bitten, Wäsche falten zu lassen oder mal für uns einkaufen zu gehen. Das hat unser Wochenbett enorm erleichtert.
Für mich gehört das zu den Dingen, die man vor der Geburt wissen sollte: Man muss nicht alles alleine schaffen und man darf nicht auf die ganzen Horrorstories hören.
Das macht den Start ins Leben mit Baby so viel leichter.